Entwicklungs­trauma

 

Was das Baby braucht:

Die allermeisten Eltern freuen sich sehr auf ihr Baby und geben  ihr Bestes: Das, was sie zur Verfügung stehen haben. Und das ist häufig nicht ausreichend für das gewesen, was wir gebraucht hätten, um uns vollständig zu entwickeln.

Lass uns etwas ausholen:

Jedes menschliche Wesen kommt mit einem innerlichen Wissen auf die Welt, einem „Blueprint“, einem Bauplan für den vollständig entwickelten Menschen. Dahin strebt unser Körper. Wenn dies durch ein Entwicklungstrauma nicht geschehen kann, sehnt sich der Körper in diese Richtung, damit unser volles Potenzial zur Entfaltung kommen kann.

Wir haben also Bedürfnisse wie Kontakt, Einstimmung, Vertrauen, Autonomie und Liebe (Sexualität), die in den ersten sechs Jahren unseres Lebens von größter Bedeutung sind erfüllt zu werden, damit sich unser Potential entfalten kann.

Wie werden diese Bedürfnisse, die unser Lebensfundament bilden, erfüllt?

Das Erste was wir suchen, auch schon lange bevor wir vor unserer Geburt existiert haben, ist sozusagen die „Mama“; wir suchen jemanden, ein anderes Bewusstsein, was uns fühlt, was uns wahrnimmt. Wir suchen Bindung, das Gefühl, dass  jemand präsent ist. Wir brauchen einen warmen, großen, ruhigen Körper, der da ist. Dieser Körper gibt uns Wärme und Nahrung. Wir werden  versorgt und wir bekommen Kontakt. Wenn das in der Kindheit gegeben ist, dann gibt es ein körperliches Band, eine Verbindung im Nervensystem. Wir fühlen uns sicher genug,  um in unserem eigenen Körper anzukommen. Wir brauchen also unsere „Mama“, um überhaupt die Fähigkeit zu entwickeln, in unserm Körper präsent zu sein. So entwickelt sich das „Ich und mein Körper“

Das Zweite  ist, dass wir gefühlt werden möchten. Wir  möchten, dass jemand unsere Bedürfnisse wahrnimmt. Wir möchten, dass jemand spürt, dass wir Hunger haben, dass jemand spürt, dass wir auf den Arm genommen werden möchten und auf unsere Bedürfnisse reagiert.

Das ist der Anfang von all unseren sozialen Beziehungen, die wir später im Leben haben. Da geht es um „Ich und du“: Du fühlst mich und du reagierst auf mich und dadurch merke ich, dass ich überhaupt existiere, dass es mich gibt. Ich merke überhaupt erst, dass Bedürfnisse existieren, wenn du dich darum kümmerst. Ich habe z.B. Angst oder bin unruhig und bringe das zum Ausdruck und es kommt was zurück. Wir lernen, dass wir nicht isoliert sind. Wir lernen Nähe verstehen, wir lernen was Grenzen sind, wir lernen was unser Ausdruck ist und was unsere Bedürfnisse sind. Und diese beiden Säulen: “Ich und mein Körper“ und „Ich und du“, das bildet unser Lebensfundament. Urvertrauen entsteht. Alles andere in unserem Leben wird darauf aufbauen.

Und wenn es nicht so gut für uns gelaufen ist?

Dann kann ein Entwicklungstrauma entstehen. Gründe  für die Entwicklung eines Entwicklungstraumas:

– die fehlende Mama/Bezugsperson, wenn Sie z.B. Depressionen hatte, selber  traumatisiert und überfordert war, schwere Umstände (Armut, schreckliche Beziehung).

-der Bruch in der Beziehung, wenn das Baby z.B. in den Brutkasten musste, oder die Mutter ins Krankenhaus musste, wenn es keinen oder zu wenig  Kontakt mehr zur Mama gibt. Aus den Augen des Babys ist es im „Nichts“.

-die toxische (giftige) Beziehung, wenn du eine narzisstische oder eine übergriffige Mutter hattest, du  Ersatzpartner warst, Missbrauch in der Familie, Gewalt. Hier ist die Bindung „giftig“. Sie wird ausgenutzt und ist nicht unschuldig .

Wie wirkt sich Entwicklungstrauma aus?

Anstelle  deines Urvertrauens, deiner Zufriedenheit, dem Gefühl, dass deine Bedürfnisse erfüllt werden, gibt es eine Leere; tiefe dunkle, schwarze Löcher, wo nichts ist. Das Trauma  hat jahrelang Zeit, sich in deinen Körper einzuarbeiten, dein Nervensystem entwickelt sich entsprechend und bestimmte Entwicklungen, die eigentlich geschehen wollen, um einen gesunden vollständig entfalteten Menschen zu erzeugen, fehlen.

Es entstehen dadurch Löcher in unserem Fundament und wir haben im Laufe der Zeit gelernt, diese Löcher zu überspielen oder zu umgehen. Wir haben Überlebensmechanismen entwickelt, die auf Scham oder Stolz basieren. 

Wenn wir beispielsweise  zu wenig Kontakt bekommen haben, verlieren wir die Fähigkeit, in Berührung mit unserem Körper und unseren Emotionen zu sein und die Fähigkeit zu wirklichem Kontakt mit anderen, da wir im Kontakt mit unseren Eltern Verletzungen erlitten haben. Denn zunächst ist  unser Herz ist weit offen, will lieben und geliebt werden. Und das ist nicht uneingeschränkt möglich, wenn Eltern destruktive Muster  haben. Das bedeutet,  wir ziehen uns aus dem Kontakt zurück und entwickeln Überlebensstrategien und gehen somit auch aus der Liebe und der Verbundenheit in Defensivkreisläufe: Wir schämen uns, überhaupt zu existieren. Wir kommen uns wie eine Last vor. Wir haben das Gefühl, nirgendwo dazu zu gehören. Oder aber wir gehen ins Gegenteil und sind stolz darauf, ein Einzelgänger zu sein, niemanden zu brauchen, nicht emotional zu sein.

Destruktive Beziehungsmuster aus Kampf/Angriff, Flucht oder Erstarrung entstehen. Echte Verbindung kann nicht entstehen.

Bei Entwicklungstrauma muss ich die ganze innere Entwicklung nachholen, die ich damals nicht machen konnte, da wo die dunklen schwarzen Abgründe sind, die dunklen Löcher, die Leere, das Nichts, da will was entstehen, da will was nachreifen.

Wir sehnen uns nach Verbunden sein,  Angenommen sein, Austausch, Frieden, Lebendigkeit, Liebe…..oder anders gesagt, nach dem, was uns Menschen lebendig und glücklich macht: Familie, Frieden, Entspannung, Verbindung, Kommunikation, Natur usw.

Das finden wir immer mehr, wenn wir unser Entwicklungstrauma heilen.